Auf Deutsch General History

Heute knöpfe ich mir Knöpfe vor

October 23, 2020

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“Und dann hat mir der Gauner meinen letzten Cent abgeknöpft!” 

Was das heißt, wissen wir alle, aber was hat das mit Knöpfen zu tun? Ich trage doch mein Geld nicht wie Knöpfe an der Jacke. 

Als diese Redensart entstanden ist, waren Knöpfe noch kein Alltagsgegenstand, den alle benutzt haben. Vor allem im 17. und 18. Jahrhundert wurden Knöpfe als Statussymbol, gerade auch von Männern, verwendet und oft aus Edelmetallen oder auch Münzen gefertigt. Materialien waren Silber, Gold, aber auch Perlmutt und anderen Edelsteine. Wenn also jemand einen Adligen oder reichen Kaufmann überfiel, nahm er ihm nicht nur sein Geld, sondern auch seine wertvollen Knöpfe ab. Er knöpfte ihm also alles ab.

Knöpfe des Stanislaw Piwo (Polen, 17. Jh)
Knopfmuster, Frankreich, spätes 18. Jh.

Lange Zeit haben die Menschen ihre Kleidung nicht mit Knöpfen, sondern mit Fibeln, Haken, Ösen, Nadeln und Bändern zusammengehalten. Knöpfe, obwohl schon in den Hochzivilisationen am Indus und in Mesopotamien bekannt, wurden vor allem zur Zierde und Dekoration verwendet und angenäht oder mit Schlaufen gehalten.

Keltische Bronze Fibel, Krakau, Von Silar - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=38649186
Frühe Fibeln (von links) Bogen-Fibel, 10-9 Jh. v. Chr., Brillen-Fibel, Eisen, St. Lucia type. Thraco-Cimmerian. 9.-8. Jh v. Chr. Vierpass-Fibel. Griechisch, 8.Jh v. Chr., Von Shawn Michael Caza., CC BY-SA 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37349956
Kollektion von Bronze-, Silber- und Knochen- Kleidernadeln und Broschen, gefunden im Altarbreich von Artemis Orthia, von 800 - 600 v. Chr., Fitzwilliam Museum, Cambridge. Von Caeciliusinhorto - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=85473420
Gräberfeld von Vörs Komitat Somogy, Ungarn S-Fibelpaar aus gegossener Bronze, feuervergoldet. Von James Steakley - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23155389

Erfindung des Knopflochs

Das änderte sich, als im 13. Jahrhundert in Deutschland das Knopfloch erfunden wurde, und somit den Siegeszug des Knopfes als Kleiderverschluss einleitete. Nun brauchte man nicht mehr unzählige Nadeln, um seine Kleidung vorteilhaft zusammenzustecken, und man konnte sich, zumindest wenn man zur gehobenen Klasse gehörte, eng anliegende Kleider schneidern lassen. Manche Frauen hatten abknöpfbare Ärmel, die man je nach Begebenheit austauschen oder zur Reinigung abnehmen konnte

Andererseits waren es gerade Männer, die Knöpfe nicht nur als Knöpfe, sondern auch als Dekoration und als Zeichen ihres Standes verwendeten. Einige Könige beschäftigten einen eigenen Knopfmacher und ließen sich zur besonderen Gelegenheiten hunderte von gleichen Knöpfen anfertigen. Das erste Zunftzeichen der Knopfmacher kann man auf 1250 datieren (Frankreich); seit 1950 gibt es in Deutschland allerdings keine Zunft oder Innung mehr für diesen Beruf. Was verständlich ist, da die meisten Knöpfe in Masse produziert und nicht mehr in Handarbeit gemacht werden.

Zunftwappen Knopfmacher
Hausbuch der Landauerschen Zwölfbrüderstiftung, Band 1. Nürnberg 1511-1706. Stadtbibliothek Nürnberg, 279.2°, via http://www.nuernberger-hausbuecher.de/, 1689

Doch zurück zum Beginn des Knopfes als funktionale Halterung. Wie schon gesagt, waren Männer diejenigen, die die Knöpfe als erstes nutzen. Bei Frauenkleidung sehen wir erst Mitte des 19. Jahrhunderts eine drastische Zunahme von Knöpfen, und das ist auch der ungefähre Zeitpunkt, an dem wir zwischen Rechts- und Linksknöpfung bei Männern und Frauen unterscheiden.

Knöpfe links oder rechts?

Es gibt einige Theorien, warum die Knöpfe bei Herrenkleidung rechts und bei Damenkleidung links sind. Keine Theorie ist wirklich überzeugend, auch wenn viele Quellen ihre Theorie als die einzige oder richtige darstellen. 

Sicher ist insofern nur, dass Knöpfe als erstes bei Kleidung für Männer Verwendung fanden. Oft hatten diejenigen Männer, die sich Knöpfe leisten konnten, einen höheren Status und trugen deswegen auch ein Schwert oder Degen. Ein Schwert wurde meistens links getragen und mit der rechten Hand gezogen, so dass es sinnvoll war, die Knöpfe rechts anzubringen, damit sich das Schwert nicht in der Knopfleiste verhaken konnte. Das klingt plausibel.

Herrenhemd mit Knöpfen rechts, Bild von SplitShire auf Pixabay
Damenkostüm mit Knöpfen links, Bild von chnny10 auf Pixabay

Und das ist, wie ich finde, eine bessere Theorie als diejenige, die besagt, dass eine Links-Rechts-Knöpfung für Rechtshänder einfacher war und deswegen für die sich selbst anziehenden Männer gewählt wurde.

Diesen Erklärungsansatz finde ich auch deswegen etwas an den Haaren herbeigezogen, weil die gleiche These verwendet wird, um die umgekehrte Knöpfung bei Damen zu erklären. Erst etwa Mitte des 19. Jahrhunderts finden wir mehr und mehr Kleider, die geknöpft werden. Diese Kleider werden meist von Frauen höheren Standes getragen, und diese Frauen hatten oft Zofen, die ihnen beim Ankleiden halfen. Diese Zofen wiederum waren meist Rechtshänderinnen, und um ihnen die Arbeit des Knöpfens zu erleichtern, wurden die Knöpfe an den Damenkleidern links angebracht.

Dass ein Schneider oder überhaupt irgendjemand sich Gedanken gemacht hat, welche Art des Knöpfens für die Zofen am einfachsten ist, wage ich zu bezweifeln. Wann in der Geschichte der Menschheit wurde irgendetwas von Menschen in gehobenen Positionen getan, um das Leben ihrer Untergebenen angenehmer zu gestalten?

Es gibt noch andere Theorien, die ihr hier nachlesen könnt: https://www.flaneurin.at/zugeknoepft/ und http://www.marquise.de/de/themes/linksrechts.shtml

So viele verschiedene Knöpfe

Bevor wir uns all die verschiedenen Knöpfe ansehen, möchte ich kurz auf das Wort Knopf eingehen. Es lässt sich, wie andere Wörter mit ‘kn’, auf das Germanische knuppa zurückführen. Es bedeutet etwas Zusammengeballtes oder Zusammengepresstes. Diese Bedeutung sehen wir nicht nur in Knopf, sondern auch in Knospe, kneten, Knoten, Knauf, knutschen usw. Das englische Wort knob kommt vom mhd. knopf, ebenso wie knot mit Knoten verwandt ist.

Wenn wir heute von Knöpfen sprechen, sind es meistens die Lochknöpfe, die wir meinen. Die flachen Knöpfe mit zwei oder vier Löchern machen den Großteil unserer Knöpfe aus. Sie werden vor allem bei dünneren Stoffen verwendet, während Ösenknöpfe bei dickerem Material, z.B. bei einem Wintermantel, gebraucht werden.

Verschiedene Ösenknöpfe und ganz oben ein Nietenknopf
Hier sieht man einen kurzen Stiel, einen Abstand zwischen Knopf und Stoff.

Ösenknöpfe, wie der Name schon sagt, haben am unteren Teil des Knopfes eine Öse, die am Stoff festgenäht wird. Durch diese Öse entsteht ein Abstand zwischen dem Stoff und dem Knopfloch, so dass diese Art Knopf vor allem bei dickeren und festeren Stoffen benutzt wird. Auch Uniformen und Kleidungsstücke, die einen einheitlichen Look haben sollen, haben Ösenknöpfe.

Sollte man allerdings bei einem Mantel trotzdem einen Lochknopf gebrauchen wollen, kann man den Knopf locker annähen und dann den Faden mehrere Male um die Nähschlaufe wickeln, um eine Art Stiel zu erzeugen.

Ösenknöpfe an einer Militaruniform. Image by skeeze from Pixabay

Nietenknöpfe kennen wir vor allem von Jeanshosen und -jacken. Sie sind meist aus Metall und werden im Stoff festgenietet. Jeans- und Cordhosen waren früher vor allem Arbeitshosen, weswegen ein festsitzender Metallknopf von Vorteil war.

Eine weitere Knopfform ist der Knebel, der wahrscheinlich von der Form her einer der ersten Knöpfe war. Knebel sind meist länglich und werden eher mit einer Schlaufe als mit einem Knopfloch befestigt. Wir kennen diesen Knebelknopf vom Dufflecoat und in der Trachtenmode.

Nietenknöpfe an einer Jeansjacke
Knebel-Posamentenknopf, http://hdl.loc.gov/loc.pnp/ggbain.00790
Von Hank O'Neal - This photograph of Berenice Abbott was taken by Hank O'Neal in New York City, 18 November 1979, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4516503

Ein Posamentenknopf ist ein mit Garn umwickeltes Holzteil. Durch verschiedene Farben und Techniken kann man unterschiedliche Muster erzeugen. Knoten und Perlen trugen zur Einzigartigkeit der Knöpfe bei. Zur Hochzeit des Posamentenknopfes im 18. Jahrhundert wurden auch Metall- und Seidengarne verwendet.

Ein besondere Form des Posamentenknopfes ist der Zwirn- oder Wäscheknopf. Man sieht ihn heutzutage kaum noch, zumindest nicht als funktionalen Knopf. Bei einem Zwirnknopf wird Garn, meist aus Leinen oder Baumwolle, in einem Muster um einen Metallring geführt, so dass fast eine geschlossene Fläche entsteht. Da diese Knöpfe vor allem für Wäsche verwendet wurden, waren sie meistens weiß. Aber ich habe auf Pinterest viele, viele verschiedenfarbige Zwirnknöpfe gefunden. Und es sind nicht nur die Farben, sondern auch die Muster und Perlen, in denen sich die heutigen Zwirnknöpfe von den traditionellen unterscheiden. Die Knöpfe heute werden auch kaum als Knöpfe eingesetzt, sondern dienen als Anhänger oder einfach als Kunstform.

Zwirnknopf, Von Bernd Hutschenreuther from Deutschland, Erde, Weltall - Zwirnknopf, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=93221826
Zwirn- oder Wäscheknopf, By Abigail Seabrook @Moretta Designs - Licensed by creator (button maker & photographer) as CC-by-sa, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=31268061

Der Druckknopf ist ein spezieller Knopf, den es noch nicht so lange gibt. Erfunden wurde er 1885 von Heribert Bauer aus Pforzheim. Der Druckknopf ist aus Metall und beide Teile des Knopfes sind im Stoff festgenietet. Bauer verwendete auch eine Sprungfeder, doch seine Erfindung hatte einige Schwächen: wenn das Metall rostete, klemmte der Knopf und ließ sich nicht leicht öffnen oder öffnete sich, wenn man es gar nicht wollte. 

1903 verbesserte Hans Prym das Modell mit einer elastischen Feder im oberen Teil des Knopfes und rostfreiem Metall. Der Druckknopf wurde in Serie produziert und findet heute nicht nur an Kleidung, sondern auch bei Taschen Verwendung.

Ich habe in mehreren Quellen gelesen, dass man bei den Gespannen der Terrakotta-Armee des chinesischen Kaisers Qin Shi Huang Di von 210 v. Chr. druckknopfartige Befestigungen gefunden hat. Auch Gelenkanschlüsse hat man rekonstruieren können. Ich habe zwar keine Fotos dazu gefunden, aber insgesamt scheint die Armee mitsamt der Streitwagen äußerst komplex und hochentwickelt zu sein. Die Menschen, die die Soldaten angefertigt haben, mussten Gießen, Schnitzen, Löten, Schweißen, Feilen und Einlegen beherrschen, um derartige Figuren zu erschaffen. Insofern liegt es durchaus im Rahmen des Möglichen, dass sie auch Vorgänger des Druckverschlusses erfunden und verwendet haben. Nur ist dieses Wissen wohl mit der Zeit verloren gegangen.

Durchsteckknöpfe

Frackknöpfe, Manschettenknöpfe und Kugel- oder Kochknöpfe fallen unter den Oberbegriff Durchsteckknöpfe. Ich glaube, Manschettenknöpfe sind allen ein Begriff, und Frackknöpfe sind praktisch das gleiche, nur dass sie nicht an den Manschetten angebracht werden, sondern an den oberen zwei oder drei Knopflöchern eines Frack- oder Smokinghemds. Diese Durchsteckknöpfe werden separat von Hemd und Anzug gekauft und können so dem Frack oder Smoking eine individuelle Note verleihen.

Ein anderer Durchsteckknopf ist der Kugel- oder Kochknopf. Meistens ist er rund und befindet sich an Kochjacken oder anderen Uniformen. Die Knöpfe werden durch die Knopflöcher gesteckt und verhakt, so dass man die Jacke leicht und schnell öffnen kann, ohne jeden einzeln Knopf aufknöpfen zu müssen.

Die Knöpfe können leicht entfernt werden, so dass man die Kochjacke bedenkenlos waschen und bügeln kann. Früher konnte man an der Farbe der Knöpfe die Position der Köche erkennen. So haben Lehrlinge weiße Knöpfe getragen und die Meister schwarze oder goldene. Heuzutage wird das nicht mehr eingehalten und Kochknöpfe sind in verschiedenen Farben und Designs erhältlich.

Manschettenknopf, Bild von Hans Braxmeier auf Pixabay
Kragen- und Frackknopf, https://www.pinterest.co.uk/pin/789467009656045103/
Koch Claude Le Tohic, Von ONE65 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=87624613

Und dann waren da noch Knopflöcher

Wusstet ihr, dass es so viele verschiedene Knöpfe gibt? Wenn man sich seine eigenen Knöpfe ansieht, vielleicht schon, aber meistens fällt einem ein Knopf erst auf, wenn er nicht mehr da ist. Bei der Vielfalt an Knöpfen, wen wundert es da, dass es auch verschiedene Knopflöcher gibt. Schaut man sich seine Jacken und Blusen oder Hemden genauer an, kann man es auch leicht erkennen, aber wer tut das schon?

Es gibt drei unterschiedliche Knopflöcher: das Wäscheknopfloch, das Paspelknopfloch und das Augenknopfloch. 

Gepaspeltes Knopfloch, Von kellyhogaboom - https://www.flickr.com/photos/kellyhogaboom/6932167526/sizes/l/, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22922959
Trachtenweste mit roten Paspeln
Augenknopfloch

Das üblichste Knopfloch ist das Wäscheknopfloch, welches wir an Blusen, Hemden und Hosen finden, ein vertikales oder horizontales Loch ohne besondere Verzierungen, das sich am einfachsten knöpfen lässt. 

Ein Paspelknopfloch zeichnet sich dadurch aus, dass es durch zwei Paspeln eingefasst ist. Eine Paspel ist ein Nahtbesatz oder Dekor, was man zur Betonung von Konturen verwendet. Bei Trachtenjacken oder Kleidern werden Paspeln in konträren Farben verwendet, damit die Jacke interessanter aussieht bzw. dem Kleid und der Trägerin eine ideale Form gibt.

Das Augenknopfloch ist dem normalen Wäscheknopfloch sehr ähnlich, nur dass es an einem Ende eine runde Ausbuchtung hat, ein Auge also. In dieses Auge passt z.B. gut ein Jeans-Nietenknopf oder ein Knopf mit einem Stiel oder einer Öse.

Knöpfe heutzutage sind fester Bestandteil unserer Kleidung und nicht mehr wegzudenken. Sie sind vielleicht nicht mehr so wertvoll wie noch im Mittelalter und in der Neuzeit und enthalten keine winzigen, filigranen Malereien, aber dennoch werden Knöpfe nicht nur als Funktionsmittel gesehen. Es gibt genügend Menschen, die nicht nur die Kunst des Zwirnknopfes aufrecht erhalten, sondern auch besondere Knöpfe schaffen. Ein schön angefertigter Knopf kann einer Jacke, einem Kleid oder einem Pullover das gewisse Extra verleihen.

Wenn ihr mehr über Wörter und Redensarten rund ums Nähen wissen wollt, könnt ihr meinen Post “Wortschatz: Nähen” lesen. Dort erzähle ich euch alles über die Bedeutung und Herkunft von idiomatischen Ausdrücken wie “Herein, wenn’s kein Schneider ist!” und “Ich wurde nach Strich und Faden betrogen.”

(Weitere) Quellen und Fotogalerien